Der Text
Du hast die Wogen des Beifalls genossen, hast nach Luft ringen müssen, nachdem du dich zum wievielten Male mit dem Orchester verbeugtest. Es war Dein Abend.
Das Hotelzimmer ist geschmackvoll eingerichtet. Das Wasser in der gefüllten Wanne wohl temperiert. Im Sektkühler drängen sich die Rosen, an deren Blättern noch der Jubel haftet wie ein teures Parfüm. Deinen Schmuck hast du abgelegt, die Schuhe weit fliegen lassen. Und unter der geschminkten Haut wartet dein altes Gesicht wie jemand auf einen Bus, den er nicht besteigen will.
Die Kritiker schreiben über den Abend, schreiben über dich. Wie laut ein Zimmer sein kann, wenn es Teppiche hat. Du gehst ans Fenster und schiebst den Vorhang gerade so, dass die Stadt dich nicht sieht. Der Boulevard. Er hat seine Symmetrie, sein Gegenüber. Die Lampen lächeln sich gegenseitig zu. Der Fluss spiegelt seine Lieblinge.
Das Eigentümliche aber, das dich erschrickt, ist die Stille hinter den dicken Scheiben, die nicht zu öffnen sind, während unten das Leben nach sich sucht. Und manchmal treibt es vorbei auf einem Kahn mit den Beiden, im Arm sich haltend. Venedig, Paris, Amsterdam. Warum wirst du nicht alt, geliebte Stadt, wann schminkst du dich ab?
Was kommt nach den Wogen, nach dem Verneigen? Sie würden dich bitten zu bleiben, weil du eine von ihnen bist.
Doch wärst du lieber Seine, da unten auf einem der Kähne. Und dein Arm mit der faltigen Hand bräuchte nicht laut zu singen, nur zu flüstern.