Der Text
Es gab einen Streifen Land, auf dem wurde nach dem Umgraben und Harken das angepflanzt, was man in der Küche gebrauchen konnte. Aus schrumpeligen Erbsen und Bohnen, die in genauen Abständen und Tiefen versenkt wurden, wuchsen bald richtige Pflänzchen heran, wenn sie unser Hund nicht vorher ausgebuddelt hatte. Er schien sich genau zu merken, wohin die Schrumpel Erbsen gelegt wurden, und sah anderntags sehr gründlich nach, ob sie noch da waren. Hunde können Erbsen riechen, selbst wenn sie beerdigt sind....
Das meiste vom selbst gezogenen Gemüse mochte ich. Es schmeckte frischer als etwas aus dem Glas oder der Dose. Wäre da nicht im Frühjahr gemeinsam mit dem Löwenzahn etwas aus dem Untergrund gekrochen, das rötliche Knospen hervor brachte, aus denen mehr und mehr große Blätter wuchsen. Dunkelgrün von roten Stangen schwankend gehalten, damit sie nicht umfielen. Die Pflanze nahm sich sehr egoistisch einen gehörigen Platz, und es hatte den Anschein, dass es kein anderes Kraut in ihrer Nähe aushielt.
Den Tag, als meine Mutter in den Garten ging, und ein paar Blätter mit Stiel einfach aus dem Boden riss, werde ich nicht vergessen. Sie rupfte an Ort und Stelle das Blattwerk ab, und übrig blieb ein sabbernder Stängel, dessen Kopf aussah wie der vom Dorfschmied, wenn er den ganzen Tag auf glühendem Eisen herum gehauen hatte. Ich beobachtete sie dabei, wie sie die Stangen von langen Fäden befreite und sie gehäutet in kleine Stücke schnitt. Mit etwas Wasser aufgesetzt wurden sie auf dem Gasherd erhitzt bis es blubberte, dazu schüttete sie zu meinem Entsetzen eine ganze Tüte Zucker! Ein leicht nach frischen Gras riechender Duft nebelte durch die Küche, und ich war sehr gespannt auf das Ergebnis dieser Kocherei.
Ich weiß nur noch, dass die Tüte Zucker mindestens eine Tüte zu wenig war. Auch wenn ich vorsichtig nur einen Teelöffel davon probierte, zog sich mein ganzer Körper in sich zurück, wie es ein Ballon tut, in den man eine Nadel sticht.
Im Herbst wurde der Rhabarber, wie er sich nannte, einfach in den Graben geworfen. Der strenge Winter würde es schon richten. Aber nix da. Pünktlich im Frühjahr wuchs an der Stelle Rhabarber. Er war einfach nicht unter zu kriegen.