Der Text
Ich wäre der Nächste an der Reihe gewesen. Der vor mir in seiner Khakiuniform mit Springerstiefeln und dem Handy war vor mir, um seinen Schokoriegel zu bezahlen. Ich hatte es nicht eilig. Er noch weniger. Und während hinter mir Mütter mit Kindern, und das ganze Spektrum einer Durchschnittsstadt seine Einkaufskörbe der Bezahlung zuführen wollte, griff der getigerte Springerstiefel zu seinem Handy. Eine Nachricht sollte verfasst werden. Eine SMS. Das erste S steht für short.
Im Laufe der jetzt verfließenden Minuten war ich mir nicht mehr so sicher, dass der Stiefel das S als short erkannt hatte. Er schrieb mit seinen Wurstfingern irgend etwas und wartete geduldig auf eine Antwort. Die Kassiererin nach der zweiten Aufforderung auf seine Bezahlung. Nein, er verstand die Welt nicht mehr. Da hatte sich wohl jemand verschrieben. Es musste auf der Stelle eine Rückfrage gestellt werden, mit fragendem Blick aufs Gerät.
Von Natur aus zähle ich mich zu denjenigen, die volles Verständnis für jedermann aufbringen, der neben mir lebt und atmet. Wie lange sollte ich aber warten und atmen, und die anderen hinter mir? Also bat ich im höflichen Ton um Nachsicht, dass auch ich so etwas wie Zeit mein eigen nenne. Ich sprach in den Raum zwischen Kasse und Stiefel:
"Es gibt Tastenfelder für noch größere Daumen wie Du sie hast, vielleicht schaffst du dir mal so ein Ding an?"
Mit dem Blick, der mich daraufhin traf, hätte man eine Pfanne auf 200 Grad im nullkommanix erhitzen können.
"Hast wohl keine Zeit? Oder?"
"Für mich, aber nicht für dich!"
Also manchmal fällt es mir schwer in meinen vorgefassten Bildern Gegenmotive zu finden. Vielleicht mal etwas mit Springerstiefel und Tarnanzug, welches einem Mütterchen die Tür offen hält. Kann ja mal sein, werde Geduld haben es zu orten.