Der Text
Mein Nachbar ist Schalkefan. Und was ein echter Fan ist, der bleibt auch einer, wenn der Abstieg mit traumwandlerischer Sicherheit in der letzten Saison "gelungen" ist. Ich habe keinen Kontakt mit ihm, dazu wohnt er zu weit weg. Nur der haushohe Fahnenmast im Vorgarten ist nicht übersehbar. An ihm konnte ich in den vergangenen Monaten erkennen, in welcher Stimmung er sich befinden musste. Der blau-weiße Lappen hing immer schlapper am Mast, bis er am letzten entscheidenden Tag des endgültigen Abstiegs auf Halbmast gesenkt wurde.
Im Moment ist Ligapause aber Europameisterschaft. Interessant dabei, dass vor dem Frankreich Spiel die Bundesfahne gehisst wurde, die kurz nach dem Abpfiff wieder eingeholt wurde. Das Stimmungsbarometer zeigt an, wie es um ihn steht, um seine Mannschaft, um Deutschland.
An diesen Kommunikationen nehme ich nicht teil, nehme sie nur wahr. Auch wenn ich beichte, im Jahr der gewonnenen Weltmeisterschaft im Fußball auch zwei Fähnchen in die Autotür geklemmt zu haben. Immerhin hat es geholfen. Nur unter schwarz rot goldener Bettwäsche habe ich es noch nicht gebracht schlaflose Nächte zu verbringen. Immerhin überlege ich schon, eine Stelle im Garten auszumachen, an der ich das Fundament für einen Fahnenmast gießen kann, an der ab der kommenden Saison eine grün-weiße Werderfahne bis zur unteren Wolkengrenze gezogen werden kann, der anfliegende Flugzeuge auf Düsseldorf auszuweichen haben, und dem Nachbarn zeigen, welch Farbe der Saison zum erfolgreichen Wiederaufstieg führt.