Der Text
Beim Blick aus den Fenstern war da der der Brink. Eine Bezeichnung, die noch nicht Berg aber auch nicht Hügel war, etwas, das vor dem Dorf sich wölbte, und es bei Tag und Nacht dahinter versteckte. Meine kleine Welt bewegte sich meist davor, war in kratzende Strümpfe gesteckt, mit reichlich Spinat mir vorgesetzt, und noch nicht einmal einer Ahnung auf das, was noch kommen sollte. Im zeitigen Frühjahr des März brach sich hier und da etwas aus dem Frost, schaute noch ängstlich voller Vorsicht ins schräg stehende Licht, das nicht wärmte, aber immerhin hell war. Die Pfützen auf dem einzigen Schotterweg zur Außenwelt waren mit einer Reifschicht überzogen, unter der sich klirrendes Eis verbarg, das ich mit meinen Stiefeltritten zum Sprechen brachte. Die Straße war eigentlich nicht wert sie so zu nennen, wurde immer nur notdürftig geflickt, dass sie aussah wie die Rückseite des Mondes, nur öfter befahren.
An den Schattenseiten auf dem Brink, die von gestrüpptem Schwarzdorn gekrönt wurden, blieb noch lange Schnee, was den Opa oft zu der Bemerkung veranlasste; "Der Winter ist erst dann vorbei, wenn sie weißen Hunde verschwunden sind." Und tatsächlich waren einige Skulpturen derart, dass man sich an große Hunde erinnerte, die lang gestreckt ausharrten, bis sie von der Sonne entdeckt wurden und verschwanden. Schon bald danach geschah das Blühen des Schwarzdorns noch vor dem Blätterwuchs, das so reich war, dass es wieder wie Schnee aussah, und wenn ich daran schnupperte irgendwie süß duftete. In den Büschen wimmelte es von kleinen und großen Vögeln, die längst vor mir aufflogen, sobald sie mich wahrnahmen.
Drehte ich mich um, sah ich im Tal am Rand des Waldes jene drei Häuser mit den roten Ziegeldächern, die meine erste Welt zum Zuhause machten, das es jeden Tag lohnte weiter zu erkunden, denn hinter dem Brink war ja nicht die Welt zu Ende, sondern fing erst an. Damals im Frühling nach dem Winter, würde es mich über die Jahre bis in den jetzigen Herbst begleiten, auf den ich mich jedes Mal freue im Wissen auf den Wandel und Wechsel der Jahreszeiten, von denen auch in ein Teilchen bin.