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Titel
Barfuß am Strand
Der Text
Der letzte Tag

Der Strand lag still, und ließ sich vom Meer kühlen. Die grelle Sonne machte aus seiner Oberfläche ein flimmerndes Etwas, das, ohne Schuhe zu betreten, sich von selbst verbot. Die einzige Möglichkeit war, so nah wie möglich ans Wasser zu kommen, und erst im letzten Moment sich ihrer zu entledigen. Im seichten Saum fühlte ich das lauwarme, etwas aufschäumende Nass, während sich die Zehen in den Untergrund gruben, der aus zermahlenem buntem Muschelkalk des nahen Riffs stammte.

Schon machte sich die Strömung bemerkbar, die an den Knöcheln zerrte, als wollte sie mich überzeugen ihr zu folgen....Der Schub der Wellen war nicht so stark wie der Sog. Das Meer zog sich merklich zurück. Ich hatte Glück allein zu sein, nicht abgelenkt durch Gespräche, nicht durch Touristen, schreiende Kinder oder Hunde, die einem Stöckchen hinterher jagten. In diesen Minuten gab es eine laute Stille, und der Gedanke, der einzige Mensch weltweit zu sein, schien plötzlich nicht ganz abwegig.

Etwas weiter dort, wo ich her kam, breitete sich ein sattgrüner Pflanzenteppich bis zum Sand aus, reckten sich merkwürdig verbogene Palmen darüber hinaus und ließen erahnen, dass es dahinter weiter ging und weiter...... Beim Blick auf die Wasser Wüste ließ sich nichts festmachen, an dem man die Weite abschätzen konnte. Es verlor sich also der Halt, nach dem Menschen immerfort suchten, ohne den das Leben nicht auszuhalten war. Diesen Moment versuchte ich einzufangen, indem ich einfach stehen blieb, und mich der Grenzenlosigkeit auslieferte.

Stück für Stück sank ich tiefer, konnte die Füße kaum noch spüren, den körnigen Sand bis zu den Knien höher kriechend deutlich wahrnehmen. Jetzt erst versuchte ich mich davon zu befreien, doch je mehr ich mich widersetzte, desto mehr versank ich darin. An eine Rückkehr auf festeren Boden war kaum noch zu denken.

Im selben Moment, als das schaumige Wasser meinen Hals, meinen Kopf erreichte, blickte ich lieber aufs Meer als zurück, und gab mich geschlagen. Luftblasen rauschten an mir empor, während ich mich wunderte, nicht mehr atmen zu müssen. Weder Angst noch Abwehr trieben mich, und wenn ich noch etwas hinzufügen darf: Es war das leichteste Schweben, das ich jemals verspürte.
Typ
Kurzgeschichte
Autor
Burkhard Jysch
Veröffentlichung erlaubt
Ja