Der Text
Seine Liebe zu Buchstaben, seine Affinität zu Worten; ganzen, halben oder angedeuteten Sätzen, aus denen Geschichten entspringen, wie sie ein Bach zustande bringt an seiner Quelle, behält er für sich. Verborgen ist sie tief im hohen Wald, wo niemals einer war, der von ihr wusste. Nicht von der unscheinbar sprudelnden Quelle zwischen den mit Sternmoos besetzten Steinen. Und ganz ähnlich dem kalten Wasser aus großen Tiefen, lässt er Worte fließen, Worte, die hier und da anecken am Rand des eigentlichen Geschehens, dass sie dem Wanderer auffällig werden, der sie entdeckt. Wenn man sich ihnen öffnet, erblickt man ganze Landschaften, und manchmal einen Sonnenaufgang. Manche der Worte sperren sich, dem Fluss zu folgen, den Gedankenströmen bergab. Sie bleiben hängen, dass er sich um sie kümmern muss, als wären es entlaufene Kinder, die es zurückzuholen gilt in die Behaglichkeit und Sicherheit der Gemeinde aller Worte.
Die Gemeinde wächst, je älter er wird. Sein Schatz, dessen Größe ihm im Ganzen verborgen bleibt, erschließt sich langsam, einer ersten Münze gleich, die im trüben Wasser des Alphabets nahezu unsichtbar am Grund schläft. Bis hin zum Grund der Quelle begibt er sich, seine Luft anhaltend, dass es ihn fast umbringt. Oft spuckt er sie aus, weil es bittere Worte sind. Die süßen, schmeichelnden schreibt er aufs Papier, das bald keinen Platz mehr in seiner kleinen Hütte findet. Schreib mehr, sagt man ihm, und schreib nur noch.
Dass er hungert und krank ist, dass er es im Sommer nicht aushält und erst recht nicht im Winter, und nur die Jahreszeiten dazwischen ihm so etwas wie Halt geben, einen Griff in der zu schnell fahrenden Bahn, nur das lässt ihn darauf hoffen, dass die Fahrt seiner Gedanken weiter geht. Von sich selbst angestoßen, getrieben an den Gullys des Alltags vorbei, ohne in sie zu sinken. Um dann einmal im Meer zu landen, das doch der Anfang allen Lebens ist, und somit auch der Anfang aller Worte.