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Titel
Wenn ich an dich denke
Der Text
Wenn ich an dich denke, dann an den langen Weg zu dir, mein neugieriger Blick aus dem kleinen Fenster des Flugzeugs, die erste Ahnung von Hitze unter den Flügeln, das verbrannte Land, an die weiße Linie der Schaumkronen an den Stränden. Ich war noch nicht ganz bei dir, wartete auf das Gepäck voller Ungeduld, auf den Bus mit den zahlreichen Gästen, die nach kurzem Halt hier und da ausstiegen, und zu den Foyers strebten. Ich zählte nicht an den Fingern, wie lange es noch für mich dauern würde, erinnerte mich nicht an die Tage und Wochen daheim, weil nicht genug Finger vorhanden waren, ich saß zwischen Geduld und Ungeduld auf meinem Sitz und ließ das Bild, dein Bild an mir vorüber ziehen. Durch die kurz geöffnete Bustür strömte sie schon herein. Die feuchtheiße Luft, Straßenstaub, fremde Stimmen und Kinder mit Schwimmflügeln und großen Urlaubsaugen.

Wenn ich an dich denke, dann an meine heißen Füße bei der ersten Berührung mit dem Salzwasser, die Schuhe längst im Irgendwo, und ja, an das Geräusch der Wellen in der geliebten Bucht, in der sie ankamen wie ich. Im Gegensatz zu mir durften sie bleiben, und einen kurzen Moment mit mir teilen. Wir kamen beide von weither, hatten manch Sturm durchlebt, und jetzt ließ ich es mir gefallen, die Spuren hinter mir so schnell verwischt. Ich war allein unter so vielen, und teilte wohl so machen Wunsch nach hier und jetzt mit ihnen.

Die die Zuhause bleiben, weil etwas ist, das Abstand heißt, sie werden ungeduldig zählen an viel zu vielen Fingern so wie ich, der nicht die Zahl der Hände kennt. Schon Morgen werde ich beginnen. Ganz heimlich nur für mich.
Typ
Kurzgeschichte
Autor
Burkhard Jysch
Veröffentlichung erlaubt
Ja