Der Text
Der nächtliche Sturm hatte einige hohe Bäume umgerissen. Ich hörte im Haus das jeweilige Donnern, wenn der Hauptstamm auf den Boden knallte, und stellte mir da bereits apokalyptische Szenen vor, denn ich kannte sie ja alle. Bei den täglichen Besuchen wurden wir ja Freunde über die Jahre, und doch stellte sich eine Veränderung ein, je älter ich wurde. Am Beginn der Freundschaft bewaffnete ich mich noch mit einem selbst geschnitzten Bogen und den Pfeilen aus der Stadt, die die Oma mitbrachte. Meine ebenfalls selbst Geschnitzten waren alle dermaßen krumm, dass sie kein Ziel bewusst trafen und nur der Zufall bestimmte, wenn es getroffen wurde. Die gekauften schoss ich bald nach dem Sturm schon auf jene großen Erdteller ab, und erlegte so manchen "Saurier" in meiner Vorstellungswelt.
Noch heute müssten die metallischen Spitzen im schwarzen Erdreich stecken, oder in Wasser gefüllten Mulden versunken sein, die entstanden. Zum Glück reichte mir der Erfolg eines Treffers aus größerer Distanz. Ich versuchte mich im Balancieren. Von unten sah ich immer an ihnen hoch und wünschte ganz oben zu sein, um über das Tal zu schauen. Einer von ihnen trug meine selbst gebastelte Totenkopffahne, die ich weit sichtbar in der Spitze befestigte.
So wie ich selbst wandelte sich der Wald. Meine eigene Zukunft stand in den Sternen, da meine schulischen Leistungen der eigener Fantasien zum Opfer fielen. Ich ließ mich ablenken und sehe noch heute dementsprechende Zeugnisvermerke im blauen Heftchen.
Bald wurde ich in die große Stadt geschickt, um BWL zu lernen, Buchhalter zu werden, und offenbarte nicht meinen geheimen Wunsch mit Buchstaben umzugehen statt mit Zahlen.
Wenn ich heute noch einmal die alten Wege, die jetzt befestigten gehe, sehe ich in jene Senken, schaue ich an jenen Moos befleckten Hängen hoch und glaube einfach daran, dass alles nach einem Sturm sich wieder aufrichten wird. Ein Wunsch, nur ein Wunsch.