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Titel
Strandromantik
Der Text
Am Nachmittag, ich bin kurz eingedöst, bricht geradezu ein Gefunkel auf dem Wasser aus. Eines, als käme es aus dem Wurf abertausender kleinster Glassplitter, die ein Riese unbeabsichtigt verlor. Es blitzt auf breiter Fläche einer ansonsten still liegenden See. Wenn nicht eines der Segelschiffe, die Verletzbarkeit missachtend, inmitten jenes Gebietes kreuzen würde, wäre der Himmel allein mit sich und dem Meer zufrieden.

Ich schließe kurz die Augen, und es flimmert weiter, wird größer und schrumpft zu einem Punkt, an dem alles zusammen fließt. War es das, was die Unruhe früher Entdecker auslöste, nach Silber suchen ließ, wie nach Gold? War es das, was sie antrieb sich vom sicheren Land zu trennen, und auf der gedachten Scheibe an deren Rand zu fahren, um hinab zu sehen, ohne hinab zu stürzen?

Erst später, als sie zurückkehrten, erzählten sie von der Unendlichkeit der gedachten Scheibe, und dass sie weiter nach deren Rand suchen müssten. Stattdessen fanden sie fremde Länder und tatsächlich Silber und Gold.

Ich öffne kurz die Augen, nehme den Duft von Salzwasser wahr und verliere mich lieber, als dass ich mit meinem Wissen einen Traum zertrete, der sich ebenso schnell auflöst wie das Gefunkel da draußen.
Typ
Weisheit
Autor
Burkhard Jysch