Der Text
Der Mann mit dem Handy am Ohr steht vor der verschlossenen Glastür und telefoniert mit der Verkäuferin dahinter über Satellit. Ein Klopfen mit direkter Kontaktaufnahme hat nichts gebracht...Das Gespräch wird durch die dünne Scheibe nur einen Meter weiter geleitet. "Blumentraum am Bahnhof am Apparat, mit wem spreche ich?" "Mit mir, direkt vor Ihnen! Ich nehme den Strauß Osterglocken da hinten!" "Wann wollen Sie denn den Strauss abholen? Ich brauche dazu die genaue Uhrzeit, um Schlangen vor der Tür zu vermeiden." "Ich dachte da so an jetzt, wo ich grad´ da bin!" "Das wird schwierig, ich erwarte in einer halben Minute eine Kundin, das dürfen wir so nicht takten." "Ist der Strauss morgen dann noch frisch, wenn ich ihn morgen um dieselbe Zeit abhole?"
"Das kommt drauf an, wie die Inzidenzien sind, ob wir eine Ausgangssperre bekommen, oder Blumen nur noch in einer bestimmten Länge verkaufen dürfen...."
"Ja dann, sagt der Blumenfreund, warten wir die nächste MPK ab, wenn die Herrschaft*I*nnen bis um 3 Uhr nachts verhandeln, vielleicht könnte dann um halb 4 Uhr schon etwas durchsickern..... Und wenn es nur Blumenwasser ist."
Nicht ganz so skurril erlebten wir jüngst die Einlösung eines Geschenkgutscheins in der Fußgängerzone. Da ein direkter Kontakt dort gar nicht mehr möglich ist, bleibt nur noch der Termin für die Übergabe an einem bestimmten Tag. Durch die geöffnete Tür, von einem quer gestellten Tisch getrennt erfahren wir, über welches Sortiment an Schmuck der Laden im hinteren geschlossenen Bereich verfügt. "Sie können eine Auswahl in unserem Internetauftritt sehen!", der bisher ungefährlichsten Verbreitungsvariante von Covid19. "Über eine nähere Betrachtung entscheidet Herr Laschet in den nächsten Tagen"! Geschenkt, sagt man sich, und entfernt sich irritiert maskiert.