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Titel
Einhörner ausverkauft!
Der Text
Dieser Nachrichtenbeitrag hat mich aufschrecken lassen. Eine Reporterin steht in einer Spielwarenabteilung noch vor Öffnung vor einem leeren Regal, in dem bis vor kurzem noch Einhörner auf neue Besitzer warteten. "Gerade die Einhörner mit Flügeln gingen weg wie warme Semmeln", sagt sie, und schaut dabei etwas traurig aus. "Nachschub kommt wohl bis zum Fest nicht mehr". Vor meinen Augen dümpelt ein Massenfrachter mit einer Containerladung Einhörner mit Schlagseite vor der Hafeneinfahrt von Hamburg. Wie kann es sein, dass gerade diese Spezies ganz oben auf der Wunschliste zu Weihnachten steht? Eine Lösung: Es ist etwas, was es nicht mehr gibt, da das Kind schon alles hat, was es gab.

Es gilt das Artensterben der künstlichen Nachfahren mit dem treuen Blick und der langen Mähne aufzuhalten. Das Kinderzimmer ist quasi die letzte noch verbleibende Insel, wo die flügeligen Tiere gehegt und gepflegt werden. Wo zu meiner Zeit noch der gellende Schrei des Vaters durchs Haus zu hören war, wenn er barfuß auf einen Legostein trat, fließt heute Blut, wenn sich das spitze Horn durch den Ballen zwängt. Oh ja, Einhörner sind wehrhaft, und vermehren sich durch Werbung. Nicht untereinander, sondern von Strategen. Diese haben längst ermittelt, dass Mädchen einen angeborenen Hang zum Pferd haben, während Jungs mit Autos spielen.

Vielleicht gelingt dann irgendwann mal eine Kreuzung zwischen Auto und Pferd. Versuche gab es ja bereits beim Opel Manta, der es immerhin zu einem Fuchsschwanz brachte.
Typ
lustig
Autor
Burkhard Jysch
Veröffentlichung erlaubt
Nein