Der Text
Dänemark erste Eindrücke
Schließlich bin ich um den Moloch Hamburg herum gekommen. Irgendwie kommt man dann doch darum herum, und irgendwann bin ich an Flensburg vorbei, und nähere mich erstmals der Grenze zum Nachbarland im Norden, von dem ich gehört habe, dass alles teurer ist, dafür viel ruhiger. Mit dieser Erwartung fahre ich über die Grenze im freien Europa, werde nicht nach Spirituosen abgefragt und nicht, ob ich eine Fleischwurst einführe. Der Wagen ist gefüllt mit allem, was ich in einer Woche esse, trinke incl. Toilettenpapier. Habe eine panische Angst davor, an der Kasse danach zu fragen, und dementsprechende Gesten machen zu müssen. Mein Dänisch ist ebenso ausgeprägt wie mein Französisch. Gar nicht.
Sofort setzt bei mir der Erholungseffekt ein, wie er später bei der Rückfahrt wieder aufgehoben werden soll. Im Nachbarland fahren alle irgendwie gesitteter, auch langsamer. Vielleicht suchen sie nicht das PS stärkere Auto vor sich, um es zu überholen, vielleicht suchen sie wie ich nach etwas, das wie eine Behausung aussieht, wo Menschen wohnen könnten, mehr als ein rotes Dach oder zwei auf 100 Kilometer. Sie werden keine finden bis oben. Sie werden nichts finden außer Landschaft. Leicht gewellt kommt sie daher, wie vom Meer gestreichelt.
Ich sehe woher der Wind weht. Bäume haben ein Gespür für Wind. Sie sprießen wie auf der Flucht nach Südost. Allein anhand der Bäume könnte ich sehen, wo das Meer ist, und wo nicht. Sie sind nicht groß, eher geduckt. Ab und an ein Hinweisschild auf eine Behausung, die zwischen den Tannenbaumschonungen vermutet wird. Hier warten sie auf die Kettensäge und den Transport nach Germany.
Kurz zuvor ein Dorf! Menschenleer natürlich. Beim Fußball habe ich noch Danish Dynamite in Erinnerung mit infernalischem Gebrüll. Immerhin ein Bäcker, der in den folgenden Tagen einen Monatslohn für Frühstücksbrötchen von mir bekommen wird.
Ich habe nicht erwartet, dass die Einheimischen die Touristen mit Cheergirls an den Straßen begrüßen, aber eine Person, wenigstens eine....Ein Hund, ein Hase, eine Krähe, ich werde bescheiden.
Der erste Mensch ist der Vermieter. Er hat den knirschenden Kies unter den Reifen wahr genommen, und auf mich gewartet. Hatte ihm eine Zeit zwischen Dienstag und Mittwoch angegeben, da ich nicht wusste, wie ich an Hamburg vorbei komme. Herr Christensen ist weißhaarig und so alt wie er aussieht, vielleicht noch jünger, ist mit einer deutschen Frau verheiratet und mal Tierarzt in Afrika gewesen. Ja, in der Serengeti. Da gibt es genauso viele Parkplätze wie in Dänemark.
Er hat diesen herrlichen Slang, den ich so mag. Ich schaue mir die Anlage an mit Swimmingpool. Alles Erdwärme sagt er, und zeigt nach unten, als würden wir auf einem Vulkan stehen. Heizung ist teuer, wenn man sie offiziell staatlich bezieht, da lohnen sich kilometerlange Schlangen unter dem Rasen vorm Haus, der zum Öresund hin abfällt.
Eine Besonderheit sind diese Sunde im Innern des Landes. Riesenteiche, um die man besser herum fährt, um dann die Orientierung zu verlieren. Erst wenn man keine Teiche und Kreisverkehre mehr vor sich hat merkt man, dass man sich verfahren hat. Dann kann es aber passieren, dass ein Einheimischer sich anbietet stundenlang voraus zu fahren, bis man wieder Orientierung hat wie ich.
Schon am ersten Abend sehe ich Seehunde faul im Kies in der Ferne liegen. Mache jede Menge Fotos von diesen schläfrigen Tieren. Am letzten Tag frage ich Christensen, ob sie denn nie auf Jagd sind, und immer nur an dieser Stelle faulenzen. Er klärt mich dann über die dicken Felsbrocken auf, die ich mühevoll fotografiert habe, nur um zu beweisen, dass Dänemark auch Tiere hat. Wie schrieb ich schon:
Wenigstens ein Hund, ein Hase, eine Krähe....