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Titel
Alptraum
Der Text
Am Morgen in Seitspreizlage erwacht. Ein dünner Speichelfaden muss schon länger ins Kissen gesickert sein, da sich ein großer Fleck darauf gebildet hat. Meist vergessen jeder Traum, so schön er auch war, nicht aber dieser....

In die kalte Turnhalle gepfercht mit den dreißig anderen Chaoten am Montag Morgen. Wer Sport am Montag auf den Stundenplan setzt, der gehört nicht ins Bildungswesen. Da fängt man mit Musik an und nicht mit Seilhüpfen zum Warmmachen. Der Turnlehrer ist gleichzeitig Musiklehrer, hat aber kein Taktgefühl, wenn man auf dem Stufenbarren abrutscht und mit den Knickern aufs Hartholz schlägt anstatt zu singen. Musik am Montag, nicht Sport!

Irgendwie hat mich die Vergangenheit wohl einmal wieder im Traum erwischt. Schlimmer als damals die Gegenwart. Alte Namen sind plötzlich wieder da. Längst Verstorbene. Ihre Stimme, alles genuin. Die Margrit mit den langen Zotteln, die manchmal ihre Haargirlande lüftete, um mich von ihr abschreiben zu lassen. Wir bekamen die gleichen Fehler angekreuzt und wurden getrennt. Hier wollte ich das erste Mal raus aus dem Bett, war aber wohl zu schwach. Speichelte weiter.

Da ich mich im normalen Leben regelmäßig verlaufe, und alles dran setze, mein Auto beispielsweise wiederzufinden, ist es im Traum noch schlimmer. Stecke den Schlüssel ins Schloss. Zu. Mein Auto war beim Abstellen rot, jetzt grün. Außerdem war es ein VW. Fahre irgendwann mit irgendeinem Auto los und lande in der Turnhalle vorm Stufenbarren. Mache Träume sind einfach Scheiße. Montage erzeugen Speichelfluss, wenn sie nicht mit Musik beginnen.

Schnitt. In allen Träumen dieser Welt gibt es Schnitte. In Null Komma Nix biste auf dem Matterhorn mit Badehose und Schlappen und sollst als Erster die Seilschaft führen. Den Sturz bis Lager 3 überlebe ich selbstverständlich, wenn auch mit leichtem Speichelfluss. Muss ja weiter gehen im Traum, sonst wär´s ja keiner. Und dann das:

Szenenwechsel ins heiße Afrika. Die Urlaube liegen schon etwas zurück. Das Warzenschwein glotzt mich an, als ich es fotografieren will mit meinem Tablett. Hat wohl noch nie ein Tablett gesehen. Während ich ein Selfie mache mit dem Ungesicht, legt ein Löwe seine Tatze auf meine Schulter. Er kann sogar sprechen. In tiefem Ton beginnt er auf Afrikaans, was ich natürlich nicht verstehe.

Sprachbarriere nach Schlossbarriere. Kann mir mal einer raus helfen bevor es hell wird? Ich beginne mit einer Flucht durch die Steppe. Löwen sind schneller. Bevor ich gefressen werde öffne ich ein Auge, um beim Löwen Mitleid zu erzeugen. Er sagt:

Du schnarchst, und dreht sich auf die andere Seite.
Typ
lustig
Autor
Burkhard Jysch